ATHENS-CLASSIC-MARATHON 2013 von Thomas Bossniak Am 26.10.1983 bin ich meinen ersten Marathon gelaufen. Es war eine Veranstaltung auf der Donauinsel mit rd. 100-200 Teilnehmern. Den Wien-Marathon gab es damals noch nicht, der wurde erst ein Jahr später zum ersten Mal ausgetragen. Ins Ziel kam ich bei meinen ersten Marathon mit einer Zeit von 3:54 (und ich hoffe, dass diese Zeit noch lange meine langsamste Zeit für diese Distanz bleibt) Es war somit für mich 2013 angesagt, dieses Jubiläum würdig zu begehen (bzw. zu belaufen). Die Wahl fiel auf den Athens-Classic-Marathon, denn diesen Jubiläumslauf auf jener Strecke zu laufen, die der Legende nach durch den griechischen Boten Pheidippides. vor rd. 2500 Jahren nach der Schlacht gegen die Perser zurückgelegt wurde und dieser Begebenheit nach die Grundlage der aktuellen Form des Marathons bildet, erschien mir passend. Termin für das Rennen war Sonntag, der 10.10.2013, und so buchte ich ein Arrangement mit Anreise am Freitag und Rückflug am Montag. Gleich vorweg: Athen war ein Super-Marathon Event. Die Griechen haben den ganzen Lauf und auch alles „Drumherum“ super organisiert – entgegen dem sonstigen „management by chaos“, dass man üblicherweise erwartet. Die Strecke führt von der Stadt Marathon nach Athen hinein. So gab es eine Transfermöglichkeit mit Bussen in der Zeit zwischen 5:30 und 6:45 in der Früh. Das heißt, der Veranstalter musste rund 200 Busse bereitstellen. Ich hatte so meine Zweifel wie das abläuft. Aber es gab mit Absperrgitter Zugangskanäle zu den einzelnen Bussen, wobei ca. 7 Einstiegstellen parallel betrieben wurden. Bei jedem Bus standen 2 Mann und zählten mit, damit nur so viele Läufer einsteigen, wie Sitzplätze vorhanden und das Ganze rasch und reibungslos abläuft. Bei der Busfahrt sind mir dann gröbere Bedenken bezüglich meiner geplanten Zeit von 3:30 bis 3:45 gekommen. Der Bus fuhr nämlich die ganze Strecke auf der Marathonroute – und er fuhr viel bergab – und wir laufen in der Gegenrichtung zurück! Am Vortag war ich um die Mittagszeit im historischen Panathinaiko Stadion, wo sich das Ziel des Marathons befindet – in der Sonne war es sehr heiß – und der Wetterbericht prognostizierte auch für den Sonntag wieder schönes Wetter mit 22 Grad. Bereits da sind mir schon ernste Bedenken hinsichtlich meiner geplanten Zeit gekommen. Aber der Veranstalter tat ja alles um mich zu erleichtern…. Bei der Ankunft in Marathon erblickte ich die größte Anzahl an Mobil-WCs auf einem Fleck, die je gesehen habe. Die Startzeremonie verlief dann ehrwürdig mit olympischen Feuer sowie Schwur in verschiedenen Sprachen und mit Blockstarts. Der Reiseveranstalter hatte mich in Block 5 (von insgesamt 7) gesteckt, was den „Vorteil“ gehabt hat, dass ich bis zum Halbmarathon ein paar tausend Leute überholt habe. Die Strecke war mit Polizeiposten sogar bei jeder Feldwegeinmündung abgesperrt. Die ebenfalls zweispurige Gegenfahrbahn war auch auf die gesamte Länge für jeden Verkehr für die Einsatzkräfte gesperrt. Die Griechen gaben ein begeistertes Publikum an der Strecke ab. In den jeweiligen Orten war beim Durchlaufen Superstimmung (mit Sirtaki uns so).Gleich bei Km 7, wo der Anstieg das erste Mal beginnt, dröhnte „Satisfaction“ von den Stones aus den Lautsprechern. Das hat als Stones-Fan mein geplantes Renntempo trotz lautstarken Mitgrölen und Mitklatschen um mindestens 30 Sekunden/km durch die Ortschaft erhöht. Auch die Verpflegungsstellen alle 2,5 km waren super - immer zumindest mit kleinen Wasserflaschen bestückt. Ich habe von Beginn an versucht zu trinken. Gegen die Hitze habe ich mich einer Kappe gewappnet und das restliche Wasser jedes Mal hineingeleert und die Kappe dann wieder aufgesetzt. Das war ein gutes Konzept, denn ich konnte bis auf die letzten 500m voll auf Zug laufen, wogegen ich noch nie so viele andere Läufer bereits ab Kilometer 20 mit Krämpfen und Kreislaufproblemen bei einem Marathon gesehen habe. Angesichts der Ehrfurcht aufgrund der Temperatur und des Streckenprofils habe ich mich strikt an meinen Zeitplan von 5:00 bis 5:05 min/km bei ebener Strecke gehalten und bergauf habe ich nach Gefühl die Belastung gleichgehalten und ein vermindertes Tempo in Kauf genommen, bei den kurzen Strecken bergab versuchte ich ein wenig davon wieder gut zu machen. So konnte ich mich relativ locker, auch nach in Summe 320 Höhenmeter bergauf, bis Kilometer 32 bewegen. Das war der magische Punkt im Rennen, denn von dort an geht die Streck fast ausnahmslos bis ins Ziel leicht bergab. Damit war für mich dann auch noch ein Negativ-Split zwischen erster und zweiter Hälfte des Rennens von einer Minute möglich. Lediglich den letzten halben Kilometer hatte der „Mann mit dem Hammer“ den großen Auftritt, aber das Ziel vor Augen und dem Wissen, dass dieser „Auftritt“ nur mehr kurz dauert, legte ich die gesamte Konzentration darauf, aus dem Zieleinlauf den größtmöglichsten Genussfaktor zu ziehen. Durch Ziel ging es dann angesichts der Bedingungen und des Streckenprofils aus meiner Sicht mit tollen 3:37:24 (Schnitt 5:09) und Rang 881 von rd. 8.500 Finishern. Nach einer kurzen Verschnaufpause habe ich mir dann auf der Gegengeraden die Überdosis Glückshormone aus dem Stadion hinaus bis zur finalen Verpflegungsstelle zur Musik abgetanzt…. Fazit: Der Lauf ist zu empfehlen auch wenn sich die Endorphine nach zwei Tagen seltsamerweise in der gesamten Beinmuskulatur als Milchsäure abgelagert haben. Es war für mich auch noch eine letzte Begegnung mit dem heurigen Sommer, denn nach dem Marathon begab ich mich auf der Dachterrasse des Hotels in den Outdoor-Pool und lag danach gemütlich gemeinsam mit einem kühlen „Mythos“ in der Sonne mit herrlichen Blick über Athen ……. |
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