...und immer wieder Wörschach – was sonst?!

von Gerti Schwayer

Schneller als man manchmal glauben mag ist ein Jahr vorbei, und das 24-Stunden-Mega-Spektakel steht wieder vor der Tür. Heuer würden wir erstmals mit der gleichen Besetzung wie im Vorjahr bei unserem Sieg daran teilnehmen – never change a winning team. Doch die Vorfreude findet ein jähes Ende: Montag am Abend, 5 Tage vor dem Rennen, kommt die Absage von Christa Kainz, es ist ein Kreuz mit dem Kreuz, sie kann unmöglich am Samstag starten, und schon gar nicht 24 Stunden laufen. Es folgt ein wahrer Telefon-Marathon, und schließlich – nach langem Zu- bzw. Überreden gelingt es mir, Sabine Haidl vom LC Volksbank-Aktiv Zistersdorf als unsere Vierte für die Staffel zu begeistern.

Und beim Hinfahren am Freitag Nachmittag schildern wir unserem „Neuling“, was sie erwarten wird und dass bisher noch jeder vom Virus befallen war – Wörschach kann man nicht beschreiben, man muss es ganz einfach erleben!!!

Es ist alles wie immer am Freitag: Begrüßung, Streckenbesichtigung (2,3km Rundkurs), viele bekannte Gesichter – und die Megastaffel-Zelte werden von Jahr zu Jahr mehr – wie auch die Starter, heuer sind es bereits an die 2500 als EinzelläuferInnen, 4er-Staffel oder Mega-Staffel (5-24 Aktive) – neuer Rekord!! Und auch vom ULT sind wieder viele treue Fans mitgereist, als wichtige Unterstützung, vor allem am Sonntag Vormittag, wenn es dann schon mühsam wird... Zur allgemeinen Beunruhigung verletzt sich Christa Rögner am Freitag Abend noch am Knöchel, doch die Ärzte des Benefizlaufes leisten ganze Arbeit: ein Tape-Verband, der 24 Stunden laufen überstehen soll – was kann uns jetzt noch Schlimmeres passieren?! Beim Rahmenprogramm (7 km bzw. Halbmarathon) toben sich wieder einige unserer Betreuer aus, bevor es am nächsten Tag für uns Mädels ernst wird.

Der Samstag Vormittag ist (fast) schon Routine: unser Zelt am Streckenrand aufstellen, noch einmal die Strecke abgehen, Startnummern montieren, das „ Foto vorher“ organisieren, die Reihenfolge bestimmen – Sabine wird das Rennen eröffnen. Auch wenn man es sich noch nicht so ganz vorstellen kann, aber spätestens gegen 14:00 Uhr hat einen der Wahnsinn wieder: begeisterte Zuschauer, Hupen, Trommeln, Läufer, die es gar nicht mehr erwarten können, endlich zu starten, brütende Hitze (das erste heiße Wochenende dieses Jahres), und wir vier – Sabine,  Bettina, Christa und ich wieder mittendrin – das Krachen des Startschusses ist nicht zu überhören, und es kommt Bewegung in die Masse der Läufer – die allererste Runde, der noch viele viele folgen werden ...

Wir wechseln nach jeder Runde, so schafft man die meisten Kilometer. Der Nachmittag ver-„läuft“ relativ schnell, und bereits gegen Abend zeichnet sich ein Kampf um die begehrten Stockerlplätze ab zwischen uns und noch 4 weiteren Teams – aber erst mal die Nacht überstehen, dann kann man weiterreden...Sabine ist begeistert vom Rennen selbst und von der Stimmung, die hier rund um die Uhr herrscht – auch in der Nacht, wenn Fackeln die Rennstrecke ausleuchten. Heuer ist es zum Glück nicht so kalt wie die letzten Jahre, einziges Problem sind die vielen Festbesucher, die zu später Stunde gutgelaunt und teilweise ziemlich betrunken ihren Heimweg auf der Laufrunde suchen. Da werden sich die Organisatoren für nächstes Jahr einiges einfallen lassen müssen, zumal ja hier die Weltmeisterschaften im Ultralauf stattfinden sollen. Ohne Probleme drehen wir unsere Runden, und am frühen Morgen, so gegen 4 Uhr warten wir schon sehnlichst darauf, dass sich hinter den Bergen ein heller Schein abzeichnet – damit wir endlich singen können: “...da kommt die Sunn’..“ und sie ist noch jedes Jahr wiedergekommen. Sonnenaufgang in Wörschach – die Staffeln freuen sich drauf, die Einzelläufer weniger, denn dann wird es wieder sehr schnell sehr warm... Aber mit den Sonnenstrahlen läuft es sich einfach leichter, auch wenn schon langsam – vor allem beim Weglaufen – die Beine wehtun und die Schritte nicht mehr so rund ausschauen. Und außerdem liegen wir bereits wieder auf einem Podestplatz, an 3. Stelle, knapp hinter den 2., aber doch mit einigem Vorsprung auf die Viertplatzierten. Einfach nur durchhalten und unser Rennen zu Ende bringen, obwohl – die harte Zeit steht noch bevor, denn gegen Mittag brennt die Sonne wieder gnadenlos vom strahlendblauen Himmel. Sabine hält sich echt tapfer, ihr merkt man die Strapazen überhaupt nicht an, sie und Bettina geben noch einmal ordentlich Gas, unvorstellbar! Und noch unvorstellbarer ist, wie Christa mit dem getapten Fuß so lange laufen kann – aber einige Fotos von Hans sagen ohnehin mehr als Worte...

Der Gedanke, dass es nur mehr wenige Runden sind, lässt einen diesen Wahnsinn irgendwie durchstehen – den anderen Teams geht es nicht viel besser, die Hitze fordert ihren Tribut, und nicht nur viele Einzelläufer schauen gezeichnet aus – aber ab Mittag ist einem sowieso schon alles egal – bis 14:00 Uhr durchbeißen, heißt die Devise, und unser Podestplatz ist bereits so gut wie sicher.

Noch eine Runde für jede, die Begeisterung der Menschen trägt einen weiter, ohrenbetäubender Lärm, Applaus, Osterratschen, Schellen, Bravorufe, noch einmal die Steigung hinauf, zum letzten Mal durch den Tunnel, und vorbei bei den Rundenzählern, die wie wild gegen die Holzwände ihres Lastwagens trommeln, der Asphalt strahlt die Hitze zurück – eine wahre Gluthölle und trotzdem eine Gänsehaut – dazu Motivation pur durch Lieder wie „The Best“ und „We Are The Champions“ und die Bewunderung der Leute, das ist Wörschach, einfach gewaltig!!!

Und die allerletzte Runde gehen wir dann gemeinsam in der üblichen „Prozession“ – Günter voran mit Sonnenschirm, dann wir vier, als Verabschiedung vom Publikum und all den Zuschauern, die uns unermüdlich anfeuerten entlang der Strecke – wir zählen die Minuten bis zur Schlusssirene – endlich – vorbei!!! Wir haben’s – dank der ausgezeichneten Betreuung und der vielen mitgereisten Fans vom ULT – wieder mal geschafft: neuer Vereinsrekord mit 287km, 3. Platz (später sollten wir erfahren, dass wir nur einen lächerlichen Kilometer hinter den Zweitplatzierten liegen – was ist das schon bei 24 Stunden?!), die Welle für unsere Betreuer und die Sekt-Siegerehrung auf dem roten Kika-Sofa gehören schon zu unserem Wörschach-Standard-Programm – einfach unglaublich, diese Leistung trotz Verletzungspech!!

...und auch nächstes Jahr wird’s wieder den 24-Stunden-Benefizlauf geben, aber daran mag wohl noch keine von uns ernsthaft denken... 

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